Nicht nur, wenn der Winter naht, ist in Büro, Werkhalle oder Baustelle die Gesundheit in Gefahr. Hygiene ist ein Element der Arbeitsplatzergonomie und daher das ganze Jahr über ein relevantes Thema. Was nützt ein optimal und modern ausgestatteter Arbeitsplatz, wenn Mängel bei der Hygiene ständig zu Erkrankungen und den damit verbundenen Ausfällen führen? Auch die fortschrittlichste Abteilung mit der innovativsten Ausstattung kann kollektiv lahmgelegt werden, wenn durch mangelnde Hygienestandards Bakterien und andere Keime ideale Voraussetzungen für ihre ungehemmte Verbreitung vorfinden. Hier lesen Sie, worauf es bei der Hygiene am Arbeitsplatz ankommt und was Sie ganz persönlich dazu beitragen können.
Hygiene ist ein kooperativer Prozess
Eines sollte von Anfang an klar sein: Hygiene am Arbeitsplatz ist kein Projekt, das man an eine Projektgruppe oder einen Hygienebeauftragten übertragen kann, um sich ab diesem Moment nicht weiter darum zu kümmern. Die Gesundheit ist eine persönliche Angelegenheit, die man nicht delegieren kann.
Sicher ist es keine schlechte Idee, wenn es im Betrieb einen Beauftragten oder eine Arbeitsgruppe gibt, die sich mit Fragen der Hygiene am Arbeitsplatz auseinandersetzt, Ideen dazu entwickelt und ihre Umsetzung überwacht. Solche Initiativen können aber nicht im luftleeren Raum stattfinden - das heißt: Hygienebeauftragte können allenfalls die Richtung vorgeben - wenn Geschäftsleitung und Belegschaft nicht mitziehen, sind alle diesbezüglichen Bemühungen vergebens.
Gesundheit am Arbeitsplatz erfordert Hygiene. Und diese erfordert kooperatives Verhalten aller Beteiligten. Um optimale Bedingungen zu schaffen, die das Leben für Bakterien und andere Keime so schwer wie möglich machen, müssen diese drei Bereiche zusammenwirken:
Maßnahmen der Firmenleitung
- Verhalten der Mitarbeiter
- Bauliche und technische Voraussetzungen
Erst wenn alle Beteiligten Hand in Hand arbeiten und auch die Hygienestandards des Gebäudes und der Haustechnik den Anforderungen entsprechen, lassen sich optimale Bedingungen schaffen, um die Gesundheit aller zu sichern - vom Chef bis zum Hausmeister.
Mit den Händen fängt alles an
Wenn es für Bakterien und andere Keime Reisetipps gäbe, würden die lauten: Setzt euch auf die Hände, dann seht ihr was von der Welt! Unsere Hände sind nicht nur hoch funktionale Multifunktionswerkzeuge, sondern auch ein Basiselement sozialer Interaktion. Wenn wir arbeiten, berühren wir Dinge wie Tastaturen, Telefone und tausend andere Gegenstände. Wenn wir sozial interagieren, berühren wir Menschen. Das führt zu der leider unumstößlichen Regel: Die Hygiene im Unternehmen ist nur so hoch wie das schmutzigste Element darin. Die Hände sorgen zuverlässig dafür, dass dieser Grundsatz mit gnadenloser Effizienz gelebte Wirklichkeit wird.
Daher ist das häufige und richtige Waschen der Hände eine der wirksamsten Strategien, um Viren und Keime in Schach zu halten. Ob vor dem Essen, nach der Toilettenbenutzung oder ganz einfach von Zeit zu Zeit: Die Hände zu wachen, ist jedes Mal eine hochwirksame Maßnahme zur Steigerung des
Hygienestandards - besonders, wenn sich alle Mitarbeiter an diesen Grundsatz halten. Mehr zum richtigen Waschen und Desinfizieren der Hände finden Sie hier: Hände desinfizieren - Eine Anleitung.
Kaffeevollautomaten am Arbeitsplatz – Warum ist die Reinigung wichtig?
Zunächst wird bei dem häufig genutzten Kaffeevollautomaten in der Büroküche eher daran gedacht, diesen ab und an zu entkalken. Er soll ja schließlich lange seinen Dienst tun. Woran vielleicht im ersten Moment nicht gedacht wird, dass dieser Automat ebenfalls eine gute Lebensumgebung für viele Mikroorganismen darstellt. Aufgrund der feucht-warmen Umgebung können sich diese hier leicht vermehren.
Umso wichtiger ist es deshalb auf eine regelmäßige und entsprechende Reinigung der einzelnen am Wasserkreislauf angeschlossenen Komponenten zu achten. Der Milchtank darf ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden, denn auch hier herrschen gute Lebensbedingungen.
Achten Sie also darauf regelmäßig das vom Hersteller integrierte Reinigungsprogramm des Kaffeevollautomaten zu verwenden. Des Weiteren abnehmbare Teile mit in den Geschirrspüler zu stellen, am besten nach jedem Arbeitstag. Sowie den Milchtank und dessen Schläuche, wenn möglich nach jedem Gebrauch mit Wasser durchzuspülen. Genauso sollte das Wasser des Wassertankes regalmäßig ausgetauscht werden, um eine Ansammlung von Keimen in diesem zu verhindern.
Eine weitere Stellschraube kann ebenfalls die Ausgabetemperatur des Kaffees darstellen. Die meisten Kaffeevollautomaten sind auf eine Ausgabetemperatur zwischen 60 °C bis 63 °C von Werk aus eingestellt. Erhöht man diese auf 68 °C werden bereits viele Mikroorganismen aufgrund ihrer Hitzeempfindlichkeit unschädlich gemacht ¹.
Beherzt man diese Dinge, steht dem unbeschwerten Kaffeegenuss während der Arbeit nichts mehr im Wege.
Die Computertastatur als Bakterienschleuder
Warum die Computertastatur eine der Hauptursachen für die Verbreitung von Bakterien und anderen Keimen ist, lässt sich an einem völlig anderen Ort beantworten: der Toilette. Eine Reihe von Umfragen bestätigt eine unappetitliche Erkenntnis: Nur rund ein Viertel aller Mitarbeiter waschen sich nach der Toilettenbenutzung ausreichend die Hände.
So werden Arbeitsgeräte wie Tastaturen, Mäuse oder Telefone, aber auch Bedienelemente an Maschinen und Apparaten durch die Hände zu hochgradigen Verteilstationen für Millionen von Keimen aller Art. Dabei wäre es ziemlich einfach, der Gesundheit zuliebe Vorsorge zu treffen: Regelmäßiges Reinigen
mit einem Desinfektionsmittel reicht da bereits. Einfach ein weiches Tuch damit tränken oder einsprühen, und es kann losgehen. Das dauert nur einige Sekunden und hilft der Hygiene nachhaltig auf die Sprünge. Ersatzweise lässt sich die Reinigung auch mit Alkohol oder einem Glasreiniger durchführen. Doch wirklich effektiv ist das nicht. Bakterien und andere Keime lassen sich nur mit
Desinfektionsmittel zuverlässig abtöten.
Neben der Reinigung können Sie noch mehr zur allgemeinen Hygiene beitragen. Eine der wichtigsten Regeln, auch, wenn Sie das vielleicht nicht gerne hören: keine Mahlzeiten am Arbeitsplatz! Wo Sie arbeiten, sollten Sie nicht essen, wobei nicht der Arbeitsplatz die Nahrung kontaminiert, sondern genau andersherum. Kleine Essensreste, Brösel, kleine Tröpfchen von Getränken - sie alle bedeuten
ein Galadiner für Bakterien und alle anderen Keime und sorgen für ungebremste Verbreitung. Hygienische Verhältnisse lassen sich auf diese Weise nicht herstellen.
Verhalten bei Erkältungen: Quarantäne light
In der Erkältungszeit - aber auch während der Allergiesaison im Frühjahr und Sommer - sollten besondere Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Grundsätzlich gilt: Berührungen vermeiden und die Ausbreitung hemmen. Es gibt eine Reihe von Vorgängen, die umständlicher werden. doch sollten Sie im Interesse der Rücksichtnahme und Verantwortung gegenüber den Kollegen und Kolleginnen zur Selbstverständlichkeit werden.
Zentrales Element ungebremster Ausbreitung von Bakterien und anderen Keimen ist das Niesen. Da Sie das nicht vermeiden können, sind andere Schutzmaßnahmen erforderlich, um die Auswirkungen im Griff zu behalten. Und wenn Ihnen das übertrieben vorkommt, hilft Ihnen diese Information vielleicht auf
die Sprünge: Niestropfen fliegen bis zu zwölf Meter weit - damit erreichen Sie zuverlässig so ziemlich jeden im Raum - oder die Wand dahinter.
Sich beim Niesen etwas vor die Nase zu halten, ist also mehr als nur reine Höflichkeit. Fragt sich nur: was? Wer beim Niesen die Hand vors Gesicht hält, macht den Bock zum Gärtner, denn nun sitzen die Keime auf der Handfläche, bereit zur weiteren Verteilung.
Wenn die Zeit nicht reicht, um ein Taschentuch zu zücken, niesen Sie am besten in die Armbeuge. Das ist zwar auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, trägt aber zu einer starken Hemmung umherfliegender Keime bei. Und wenn Sie in ein Papiertaschentuch niesen oder sich schnäuzen, sollten Sie das benutzte Taschentuch nicht einfach in den Papierkorb werfen. Damit schaffen Sie nur eine weitere Brutstätte für Bakterien. Machen Sie sich die Mühe und bringen ihre benutzten Papiertaschentücher zum Mülleimer - Ihren Kollegen und Kolleginnen zuliebe.
Auch das Umfeld unterliegt der Hygiene
Erreger halten sich an Orten auf, die man zunächst nicht vermuten würde. So sind die Oberflächen von Schränken und Regalen beliebte Sammelpunkte und sollten regelmäßig desinfiziert werden. Dabei ist gerade das Schrankinnere ein oft übersehener Brennpunkt für Bakterien und andere Keime. Sie sollten - auch wenn es etwas umständlich ist - regelmäßig desinfiziert werden.
Ein besonders beliebter Aufenthaltsort für Erreger aller Art ist der Arbeitsstuhl. Die langfristige Nutzung macht die Sitzfläche zu einem wahren Paradies für Keime: es ist warm und kuschelig - beste Voraussetzungen für eine rasche Ausbreitung. Gerade gepolsterte Sitzflächen müssen regelmäßig
gereinigt und desinfiziert werden - und der Rest des Stuhls gleich mit.
Was es noch zu beachten gibt
Überall da, wo Unordnung regiert, herrschen ideale Voraussetzungen für die Keimausbreitung. Das gilt für sich auftürmende Aktenberge ebenso wie für eine unaufgeräumte Abstellkammer. Ein wenig Ordnungssinn lässt das Arbeitsumfeld also nicht nur besser aussehen - es fördert auch die Gesundheit.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen alle Flächen, die oft berührt werden, also beispielsweise Lichtschalter, Türklinken, Fenstergriffe oder Fensterbänke. Sie sollten bei den Reinigungsarbeiten besondere Aufmerksamkeit erfahren und hin und wieder desinfiziert werden.
Der einfachste Weg, die Gesundheit der gesamten Belegschaft zu gefährden, sind mangelhafte hygienische Verhältnisse in der Betriebsküche. Der Küche kommt eine besondere strategische Bedeutung zu: Fehler bei der Hygiene, die hier gemacht werden, gefährden auf direktem Weg die Gesundheit aller Mitarbeiter und können katastrophale Auswirkungen haben - bis hin zur
vorübergehenden Betriebsschließung. Äußerste Sauberkeit und Keimfreiheit sollte hier selbstverständlicher Standard sein.
Fazit
Hygiene am Arbeitsplatz ist eine kollektive Aufgabe für Firmenleitung und Belegschaft gleichermaßen. Alle im Betrieb anwesenden Personen müssen gemeinsam daran arbeiten, die Ausbreitung von Bakterien und anderen Keimen auf ein Minimum zu beschränken. Dabei kommt es auf effektive Maßnahmen der Firmenleitung ebenso an wie auf das eigenverantwortliche Handeln jedes
einzelnen Mitarbeiters.
Verweise
¹Schages, J. (3. Februar 2017). Masterarbeit. Untersuchungen zum Einfluss mikrobiologischer und technischer Parameter auf die hygienische Qualität von Kaffee aus Kaffeevollautomaten. Hochschule Rhein-Waal.